Übrigens! Die Geschichten in meiner Leseecke schreibe ich selbst! Meist sind es wahre Begebenheiten, naja, die ein oder andere Zeile ist geflunkert, schließlich bin ich die Märchenoma vom Bernstädter Weihnachtsmarkt - und da darf ich das!
oder – Nächstenliebe, eine selten geworden Liebe in unserer Zeit
Es war ein heißer Sommer! Welches Jahr? – Das kann ich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Jedenfalls, die Mary-Neumann-Straße bekam neues Pflaster auf den Gehwegen.
Die drei Jungen, von denen man meist nur den Rücken sah, konnten es sich nicht aussuchen – gepflastert wird nun mal nur bei schönem Wetter, offensichtlich machte ihnen ihr Tun große Freude!
Eines Tages ging ich in der Mittagszeit in die SB-Halle, an den Pflasterern vorbei, dachte ich, oje, auf diesen Rücken könnte man glattweg Spiegeleier braten. Ich hoffte für sie, dass sie
wenigstens ein Sonnenschutzmittel aufgetragen hatten. Auf dem Rückweg musste ich ihnen einfach diese Frage stellen. Ich war bestürzt, als sie mir zur Antwortgaben, dass sie keines nehmen, da sie
ja schließlich braun werden wollen. Mein Hinweis, wie gefährlich das für die Haut ist, wurde nur belächelt. Nun ja, ich war sprachlos über so einen Leichtsinn und ging zurück in mein
Geschäft.
Am späten Nachmittag war meine Bestürzung noch größer als zwei der jungen Männer in meinem Geschäft vor mir standen und in meine Vitalsonne wollten. Ich meinte, dass ihr Pensum an Sonne heute eh
überspannt sei und meine Vitalsonne an solchen Sonnentagen geschlossen ist. Sie versuchten mir zu erklären, dass sie ja nur auf dem Rücken braun sind und … ich blieb meiner Überzeugung treu und
wies sie ab. „Sie wollen wohl nichts verdienen?“, war ihre Frage. „Doch, ich muss das sogar, aber nicht auf Kosten Ihrer Gesundheit“, antwortete ich. Die beiden verließen kopfschüttelnd das
Geschäft. Die darauffolgenden Tage hatte ich das Gefühl, dass die drei sich köstlich amüsierten und was zu tuscheln hatten, wenn ich an ihnen vorbei ging.
Einmal kam ich dazu als einer der drei eine Flasche Cola öffnete, die scheinbar lang in der Sonne lag. Sie explodierte förmlich und geschmeckt hatte sie offensichtlich auch nicht. Ich wagte noch
einmal den Versuch, ihnen einen Rat zu geben. Ich bot ihnen an, ihre Flaschen in unseren Hausflur zu stellen, unser altes Haus ist im Sommer herrlich kühl! Tatsächlich haben sie das Angebot
angenommen und zu den Flaschen gesellten sich schon bald auch Frühstücksbrote. Wir haben das mit Schmunzeln beobachtet, auch dass sie plötzlich nicht mehr mit freiem Oberkörper, sondern mit
T-Shirt geschützt, ihrer Arbeit nachgingen. Na also, geht doch! Als dann in Höhe unserer Einfahrt gepflastert wurde, kam einer der drei fragen, ob am Tag jemand von uns mit dem Auto raus muss und
es in dem Fall ratsam wäre, das Auto vor ihrem Arbeitsbeginn auf der Straße zu parken. Es lief plötzlich alles ganz harmonisch und unter gegenseitiger Achtung ab.
Dann kam der Tag, der noch sehr emotional werden sollte! Früh hatten die Jungen die Bitte geäußert, dass wir die Haustür zuschließen und unsere Kunden den Weg durch den Garten nehmen, um zu uns
zu gelangen. Der Grund dafür war pflastern genau vor unserem Haus. Gegen Mittag betrat ein mir unbekannter Herr mein Geschäft. Er stellte sich vor, es war der Bauleiter der Pflasterjungen.
Er teilte mir mit, dass die Arbeiten vor unserem Haus abgeschlossen sind und die Haustür wieder geöffnet werden kann. Er bat mich, mit nach unten zu kommen und aufzuschließen. Ich war etwas
verunsichert, denn die Jungen standen dicht an dicht vor der Tür und zeigten mit den Fingern nach unten auf den Fußweg. Der Bauleiter sagte: „Das haben sich die Jungen als Dank einfallen lassen.
Menschen mit Herz gibt es heut nicht so oft. Auch ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich so um unsere Mitarbeiter gekümmert haben. Zu der Überraschung auf dem Fußweg
bekam ich nun noch einen Blumenstrauß! Ich war sehr gerührt, denn schließlich habe ich bei all meinem Tun nichts Außergewöhnliches gesehen!